Sor­ten­schutz­ge­set­ze und Patent­recht zugun­sten der Saat­gut­kon­zer­ne

Die Viel­falt der Kul­tur­pflan­zen ist mass­geb­lich auf die Pra­xis von Bäue­rin­nen und Bau­ern zurück­zu­füh­ren, die seit Jahr­tau­sen­den ihr Saat­gut tau­schen, ver­kau­fen und wei­ter­ent­wickeln. Inter­na­tio­na­le Über­ein­kom­men wie der Saat­gut­ver­trag aner­ken­nen heu­te die­se Lei­stung sowie das Recht, die­se Pra­xis fort­zu­füh­ren. Aller­dings wird Letz­te­res zuneh­mend ein­ge­schränkt mit der Durch­set­zung von gei­sti­gen Eigen­tums­rech­ten (Paten­ten, Sor­ten­schutz­ti­teln). Der Zugang zu gene­ti­schen Res­sour­cen und deren freie Nut­zung wird mas­siv erschwert oder ver­hin­dert und die züch­te­ri­sche Tätig­keit kon­zen­triert sich zuneh­mend auf eini­ge weni­ge gros­se Saat­gut­kon­zer­ne. Die­se Ent­wick­lung bedroht welt­weit die Saat­gut­viel­falt, und damit eine der zen­tra­len Vor­aus­set­zun­gen für die Ernäh­rungs­si­cher­heit.

Sor­ten­schutz­ge­set­ze

Der Inter­na­tio­na­le Ver­band zum Schutz von Pflan­zen­züch­tun­gen (Uni­on inter­na­tio­na­le pour la pro­tec­tion des obten­ti­ons végé­ta­les, kurz UPOV) ist eine Orga­ni­sa­ti­on mit Sitz in Genf, die durch ein 1961in Paris beschlos­se­nes Über­ein­kom­men begrün­det wur­de. Die­ses wur­de von 20 Indu­strie­län­dern aus­ge­han­delt, ohne jedoch die Beson­der­hei­ten und Bedürf­nis­se der Län­der des Glo­ba­len Südens zu berück­sich­ti­gen.

Sor­ten­schutz­ge­set­ze nach UPOV sichern das Recht des gei­sti­gen Eigen­tums im Sin­ne der Züchter:innen. Ursprüng­lich betra­fen sie die Landwirt:innen nicht: Es stand die­sen frei, Saat­gut aus ihrer eige­nen Ern­te wie­der­zu­ver­wen­den und aus­zu­tau­schen. Aber seit der letz­ten Über­ar­bei­tung des Abkom­mens im Jahr 1991 (UPOV91) ist der Aus­tausch von geschütz­tem Saat­gut unter Landwirt:innen ver­bo­ten und das Recht auf Wie­der­ver­wen­dung im eige­nen Betrieb dra­stisch ein­ge­schränkt. Die Schweiz und ande­re Indu­strie­staa­ten ver­lan­gen in Frei­han­dels­ab­kom­men mit Län­dern des Glo­ba­len Südens die Ein­füh­rung von stren­gen Sor­ten­schutz­ge­set­zen nach UPOV-Vor­bild. Dort bedro­hen sol­che Geset­ze den Zugang zu Saat­gut und das Recht auf Nah­rung von Mil­lio­nen Bäue­rin­nen und Bau­ern.

Action on Bern's Bundesplatz on 2.12.22: Representatives of seven Swiss organisations (Alliance Sud, Fastenaktion, FIAN, HEKS, Public Eye, Swissaid and Uniterre) protest against the International Union for the Protection of New Varieties of Plants (UPOV). and hand over the demand to National Councillor Nicolas Walder.
© Elia­ne Beer­hal­ter, SWIS­SAID

Patent­recht

Das Euro­päi­sche Patent­amt (EPA), gegründet1977 auf der Grund­la­ge des Paten­tüber­ein­kom­mens, prüft und erteilt Paten­te in Euro­pa inkl. der Schweiz. Ziel eines Patents ist es, ein Schutz­recht für eine gewis­se Erfin­dung auf Zeit zu gewäh­ren. Mit einem Patent ist man berech­tigt, ande­ren die gewerb­li­che Nut­zung der Erfin­dung zu unter­sa­gen. Wäh­rend die mei­sten Paten­te im Bereich Land­wirt­schaft zunächst gen­tech­nisch ver­än­der­te Pflan­zen betra­fen, wur­den in den letz­ten 20 Jah­ren zuneh­mend auch kon­ven­tio­nel­le Züch­tun­gen paten­tiert. Und dies, obschon im Paten­tüber­ein­kom­men und sei­nen Umset­zungs­be­stim­mun­gen eigent­lich klar fest­ge­legt wur­de, dass durch ein “im Wesent­li­chen bio­lo­gi­sches Ver­fah­ren” gewon­ne­ne Pflan­zen oder Tie­re nicht paten­tier­bar sei­en.

Doch listi­ge Patentanwält:innen fin­den immer neue Wege, die­ses Ver­bot zu umge­hen. Als Fol­ge die­ser Paten­te wer­den Züchter:innen in ihrer Hand­lungs­frei­heit ein­ge­schränkt, was sich nega­tiv auf die Inno­va­ti­on aus­wirkt und die star­ke Markt­kon­zen­tra­ti­on för­dert. Klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men kön­nen sich meist kei­ne Paten­te lei­sten. Der ver­min­der­te Wett­be­werb und der Man­gel an Inno­va­ti­on füh­ren zu höhe­ren Prei­sen und einem gerin­ge­ren Ange­bot an Sor­ten.