Aktu­el­le Debat­te um die neue Gen­tech­no­lo­gie

Lan­ge schien das Schick­sal der Gen­tech­no­lo­gie in Euro­pa besie­gelt: In der Schweiz gilt seit der Annah­me der Gen­tech­frei-Initia­ti­ve im Jahr 2005 ein Mora­to­ri­um auf die Frei­set­zung gen­tech­nisch ver­än­der­ter Orga­nis­men (GVO). In der EU ist der Ein­satz von GVO zwar in gewis­sen Län­dern erlaubt, aber es gibt ein stren­ges Zulas­sungs­ver­fah­ren, bei dem mög­li­che Risi­ken unter­sucht wer­den. Seit 1998 wur­de kei­ne neue Gen­tech-Pflan­ze mehr zuge­las­sen. Der Anbau des ein­zi­gen bewil­lig­ten Gen­tech-Mais­es ist seit Jah­ren rück­läu­fig.

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Alte Dis­kus­sio­nen um neue Tech­no­lo­gien

Die Metho­den der neu­en Gen­tech­no­lo­gie las­sen nun die Dis­kus­sio­nen wie­der neu auf­flam­men: Die Befürworter:innen drän­gen dar­auf, dass die neue Gen­tech­no­lo­gie nicht nur erlaubt wird, son­dern dass die­se Pflan­zen – zumin­dest in gewis­sen Fäl­len – gar nicht als GVO gel­ten und ent­spre­chend ohne jeg­li­che Risi­ko­prü­fung in Ver­kehr gesetzt wer­den dür­fen. Welt­weit haben bereits die USA sowie vie­le latein­ame­ri­ka­ni­sche Län­der in die­sem Sin­ne ent­schie­den. Im ver­gan­ge­nen Som­mer hat auch die EU-Kom­mis­si­on einen Regu­lie­rungs­vor­schlag gemacht, der in die glei­che Rich­tung geht. In der Schweiz hat das Par­la­ment den Bun­des­rat beauf­tragt, bis 2024 einen Vor­schlag für die Regu­lie­rung der neu­en Gen­tech­no­lo­gie zu machen.

Die Ver­spre­chen der Kon­zer­ne

Für die Dere­gu­lie­rung der neu­en Gen­tech­no­lo­gie gibt es ein star­kes Lob­by­ing durch Agrar­kon­zer­ne und Gen­tech-freund­li­che Forscher:innen. Sie ver­brei­ten das Nar­ra­tiv, dass die Pro­duk­te aus der neu­en Gen­tech­no­lo­gie iden­tisch sei­en mit denen, wel­che durch natür­li­che Pflan­zen­züch­tung ent­stan­den sind, und daher auch nicht regu­liert wer­den müss­ten – was nur sehr bedingt den Tat­sa­chen ent­spricht. Zudem argu­men­tie­ren sie, dass dank der neu­en Gen­tech­no­lo­gie die Land­wirt­schaft öko­lo­gi­scher gemacht und dem Kli­ma­wan­del bes­ser ange­passt wer­den kön­ne. Ähn­li­che Ver­spre­chen wur­den auch schon für die klas­si­sche Gen­tech­no­lo­gie gemacht. Aller­dings hat die­se vor allem Pflan­zen her­vor­ge­bracht, wel­che Insek­ti­zi­de (sog. Bt-Toxi­ne) pro­du­zie­ren oder die resi­stent gegen Her­bi­zi­de sind, so dass sie die Besprü­hung mit Unkraut­ver­nich­tern über­le­ben, wäh­rend alle ande­ren Pflan­zen abge­tö­tet wer­den.

Paten­te ver­hin­dern Züch­tung

Was oft ver­ges­sen geht: Agrar­kon­zer­ne und Bio­tech­un­ter­neh­men haben bereits tau­sen­de von Paten­ten auf die neue Gen­tech­no­lo­gie und ihre Anwen­dun­gen bean­tragt. Wer­den die­se bewil­ligt, darf nie­mand ohne das Ein­ver­ständ­nis der Kon­zer­ne damit arbei­ten. Mehr noch: Paten­te auf Pflan­zen, wel­che mit­tels Gen­tech­no­lo­gie erzeugt wur­den, betref­fen oft auch Sor­ten, die natür­li­cher­wei­se ähn­li­che Gene ent­hal­ten. Dadurch wird es für klei­ne­re Züch­tungs­un­ter­neh­men immer schwie­ri­ger, Aus­gangs­ma­te­ri­al für ihre Züch­tung zu fin­den, wel­ches sie frei ver­wen­den dür­fen.